Artikelbewertung - Materialgemeinkosten

Hallo zusammen,

nachdem die Suche nach meinem Anliegen wenig hilfreich war, hier mal ein neues Thema:

ich versuche aktuell die Bewertung unserer Produktionsartikel auf den neuesten Stand zu bringen. Hierbei ist mir aufgefallen, dass bisher keine Materialgemeinkosten (MGK) aktiviert worden sind. Es scheint naheliegend, den Materialgemeinkosten-Zuschlag bei RHB-Stoffen über die jeweiligen Artikelkarten zu erfassen (Felder GEMEINKOSTENSATZ / KOSTEN %).

So wie ich das sehe, werden diese Kosten dann aber sofort aktiviert, sodass der Artikel beim Einkauf mit EK+MGK aufs Lager gebucht wird. Handelrechtlich ist das m.W. unzulässig, da MGK erst bei der Wertschöpfung bzw. dem Verbrauch des RHB in der Produktion aktiviert werden dürfen. Der Artikel sollte also bspw. zu 100€ auf Lager liegen und bei Weiterverarbeitung zum unfertigen oder fertigen Produkt mit 110€ (bei MGK 10%) einfließen.

Ich habe alternativ versucht, den MGK-zuschlag auf der Artikelkarte des Fertigteils zu hinterlegen. Hier tritt dann aber das Problem auf, das Navision dann nicht zwischen Materialeinzelkosten und Fertigungseinzelkosten unterscheidet und den hinterlegten Prozentsatz auf den gesamten Artikelwert aufschlägt.
Bsp: Fertigartikel xy: Materialeinzelkosten 10€, Fertigungskosten (via Arbeitsplatzgruppen Minutenpreise) 10€, Gemeinkostensatz 10% --> Bewertung zu 22€ anstatt zu 21€

Kann mir jemand erklären, wie man diese Vorgehensweise in Navision abbildet?

Ich verzweifel langsam

Wir verwenden sowohl CC, als auch RTC des NAV2009.

Merci viel,
Jan

Herzlich Willkommen im Forum!

Man kann sowohl an der Arbeitsplatzgruppe (Work Center) als auch am Arbeitsplatz (Machine Center) selber einen differenzierten Gemeinkostensatz hinterlegen. Wird das gar nicht genutzt?

Dass man es bei den Anschaffungskosten normalerweise nicht verwenden darf, hatten wir u. a. hier.

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Man kann sowohl an der Arbeitsplatzgruppe (Work Center) als auch am Arbeitsplatz (Machine Center) selber einen differenzierten Gemeinkostensatz hinterlegen. Wird das gar nicht genutzt?

Dass man es bei den Anschaffungskosten normalerweise nicht verwenden darf, hatten wir u. a. hier.

Soweit ich das sehen kann, gibt es in der FA-Statistik keine Materialgemeinkosten.
Wenn ich auf einem beendeten FA die Kapazitätsposten anschaue, gibts ein Feld Gemeinkosten.
Das referenziert auf die Wertposten mit Postenart "Indirekte Kosten".
Aber das sind eben Kapazitätsgemeinkosten.

Ich werde weiter nach Feierabend probieren, da es auf der Artikelkarte die versteckten Felder "Einstufige bzw. Mehrstufige Materialgemeinkosten" gibt.

Hallo Kai,

zunächst vielen Dank für die Begrüßung und deine Antwort.

Wir nutzen lediglich Arbeitsplatzgruppen. Wir haben unsere Produktionsschritte als Arbeitsplatzgruppen definiert und legen mittels eines BAB jährlich die Maschinenstundensätze je Arbeitsplatzgruppe fest. Diese Stundensätze enthalten direkte Löhne und anteilige Fertigungsgemeinkosten. Aus diesem Grund haben wir auf der einzelnen Arbeitsplatzgruppe nicht noch zusätzlich einen Gmeinkostensatz hinterlegt. Wenn doch, würde dieser sich aber doch auf die Kosten der Fertigung beziehen und nicht auf die Materialeinzelkosten, oder?

Es sollte doch irgendwie möglich sein, bei der Bewertung eines Fertigteils zu Herstellkosten die Materialgemeinkosten auf Basis der einfließenden Materialeinzelkosten und die Fertigungsgemeinkosten auf Basis der Einzelkosten der Fertigung, also beide Bereiche sauber voneinander abgegrenz, zu berechenen...

Von daher würde es m.E. schon Sinn machen, MGK-Zuschläge auf der Artikelkarte der RHBs zu hinterlegen. Das System dürfte diesen aber erst dann aktivieren, wenn ein Verbrauch gebucht wird. Oder liege ich gerade total daneben?

Hi freestyler,

kannst Du mir evtl. kurz erklären, wie ich mich zu den versteckten Felder hinnavigiere, die Du angesprochen hast? Bin in Navision noch ein absoluter Anfänger

Merci.

Wenn doch, würde dieser sich aber doch auf die Kosten der Fertigung beziehen und nicht auf die Materialeinzelkosten, oder?

Das ist richtig, aber für Wertposten mit Postenart::(Indirekte) Kosten (Entry Type::Indirect Cost) (DEU-Caption in NAV 2009 "Kosten", in NAV 2013 "Indirekte Kosten"), welches auf beide zutrifft, gibt es nur ein gemeinsames GuV-Konto als Gegenkonto für das Lagerkonto in der Buchungsmatrixeinrichtung:
Gemeinkostenverrechnungskonto ("Overhead Applied Account")

Nur für die Kostenabweichung (also wenn die Bewegungsdaten von den Vorgabewerten in der Stammdatensätzen abweichen) wird unterschieden durch getrennte Wertposten mit den beiden Abweichungsarten (Variance Type):
- Kapazitätsgemeinkosten ("Capacity Overhead")
- Produktionsgemeinkosten ("Manufacturing Overhead")
(nebst den anderen Abweichungskonten wie Einkauf,Material,Kapazität,Fremdarbeitskosten)
dadurch landen diese Beträge bei der nächsten Lagerregulierungsbuchung getrennt auf den in der "Lagerbuchung Einrichtung" hinterlegten Konten
- Kap.-Gemeinkostenabw.-Konto ("Cap. Overhead Variance Account")
- Prod.-Gemeinkostenabw.-Konto ("Mfg. Overhead Variance Account")

Es sollte doch irgendwie möglich sein, bei der Bewertung eines Fertigteils zu Herstellkosten die Materialgemeinkosten auf Basis der einfließenden Materialeinzelkosten und die Fertigungsgemeinkosten auf Basis der Einzelkosten der Fertigung, also beide Bereiche sauber voneinander abgegrenz, zu berechenen...

Ohne Kostenrechnungsmodul wird man das kaum sauberer trennen können, bis NAV 2009 SP1 als Addon-DB in DE verfügbar, in NAV 2009 R2 als separates Addon-Modul.